Ein paar Momente sind zu viel

Es ist komisch, wenn man Freunde sieht und plötzlich feststellt, dass sie gar nicht so sind, wie sie sind. Man lernt sie kennen, so wie man es eben tut und meint, dass sie genauso sind, wie man es meint. Doch eigentlich ist alles nur ein Spiel und jeder zeigt das von sich und das das von sich preis, was er eben preisgeben will. So spielt das Leben. Und für viele wird es zur Enttäuschung. Genauso in der Liebe.

Es ist dieser erste Moment. Dieser Moment, wenn es passiert: Der erste Blick, das erste Lächeln, dieser Anflug von Glück. Es ist dieses Gefühl von Kindheit und Naivität zugleich, welches uns glücklich macht. Bei vielen bleibt es ein Traum, so etwas überhaupt erlern zu dürfen. Sie schwelgen in Selbstmitleid, obwohl sie eigentlich glücklich sein könnten. Sie hoffen und bangen und schauen mit neidischen Blicken auf die neben ihnen, die einen Schritt weitergegangen sind. Diejenigen, die den Mut finden, den anderen zu fragen. Ob er Lust auf einen Kaffee oder einfach nur gemeinsame Zeit hätte. Man trifft sich, lächelt sich an, es kribbelt, und dann schließlich der Kuss als Befreiung. Eine Befreiung von der Anspannung. Endlich zu wissen: Ja, er will mich. Dann beginnt das Glück. Doch viele werden es nicht halten.

Es ist eine Illusion von Glück, die uns vorgespielt wird. In den Medien, klassischen Hollywood-Filmen von Herzschmerz und Glück oder unserer Umgebung. Doch ist es irgendwann vielleicht nur noch Zwang sich selbst gegenüber, Glück zu halten. Es ist schwer, auf lange Sicht Beziehungen zu begründen und vor allem zu halten. Die anfängliche Euphorie, die über so manche Eigenschaft des anderen hinwegtäuscht, verfliegt irgendwann und geht vorbei. Dann kommt die Phase, in der Liebe sich weiterentwickeln muss. Hin zu Freundschaft und gegenseitigem Respekt. Man muss arbeiten: an sich, aber auch am anderen. Manche schaffen dies und andere nicht. Doch kann man denjenigen auch keinen Vorwurf machen. Es gibt nicht das perfekte, allgemein gültige Glück. Es gibt nur sein eigenes. Und manchmal müssen manche dafür manch anderen verletzen. Denn es geht nur um sich. Ohne Glück kann es kein Glück geben.

Ein Kommentar zu “Ein paar Momente sind zu viel

  1. Ich glaube, dass das wesentliche Problem ist, dass wir Menschen oft idealisieren und ganz verwundert sind, wenn wir feststellen, dass sie nur Menschen mit Fehlern und Macken sind – wie man selbst auch.
    Wenn man Menschen kennen lernt, lernt man in der Regel zunächst das Positive von ihnen über einen längeren Zeitraum kennen. Man zeichnet ein positives, fast ideales bis ideales Bild und ist gezwungen, den Radiergummi anzusetzen und es umzuzeichnen, wenn man die Menschen besser kennen lernt.
    Der richtige Weg wäre aber, ihnen einzugestehen, dass sie Fehler haben und gut sind, wie sie sind. Sie haben ihre guten Seiten, für die man sie schätzt und sie sind menschlich.

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