Schöne neue Welt

Es ist nur schwer vorstellbar für einen Deutschen, der mit dem Ideal der Geldwertstabilität quasi geboren wurde, die neue Politik der EZB nachzuvollziehen. Über Jahrzehnte sind wir damit groß geworden, dass nur eine stabile Währung und die damit einhergehende Preisstabilität, unseren Wohlstand auf Dauer sichern können. Doch hat die EZB diese Tugend jetzt gebrochen.

Am vergangenen Wochenende hat sie sich erstmals dazu entschieden, unbegrenzt Anleihen der Staaten zu kaufen, die sich am Anleihenmarkt nur noch zu exorbitant hohen Zinsen Kapital leihen können. Eigentlich ein sinnvoller Schritt – auch für uns. Denn so wird wieder Stabilität in die jeweiligen Staaten gebracht. Mit dem Grundideal der europäischen Währungsunion hat dies allerdings nur noch wenig zu tun.

Nur wenige Deutsche waren beim Beschluss über die Einführung des Euro hat der Seite der Befürworter. Warum auch? Hatte die D-Mark nicht über Jahrzehnte für Wohlstand gesorgt. In einem vereinigten Deutschland war es jedoch wichtig, auch den europäischen Wohlstand zu denken. Und an Frankreich, das seine Zustimmung zur Wiedervereinigung auch von einer gemeinsamen Währung abhängig gemacht hat. Doch kann man es diesem Land nicht einmal verübeln, nach zwei Kriegen gegen Deutschland und in Anbetracht der wirtschaftlichen Stärke des wiedervereinigten Deutschlands. Doch ging es alles an der Realität vorbei.

Deutschland bemühte sich bei den damaligen redlich, einen Defizitziel in den Maastricht-Vertrag einzufügen. Die anderen Länder kamen diesem Wunsch, mit anfänglichem Dissens, dann aber doch nach. Sie konnten es in ihren Länden schließlich auch als Erfolg verbuchen, eine „Währung zu bekommen, die so stark wie die D-Mark ist!“, so der damalige italienische Ministerpräsident. Es war dann auch ein Leichtes, dem Euro zuzustimmen. Für die Deutschen stellte es sich anders dar und manche Ängste scheinen mit der Entscheidung der EZB, unbegrenzt Anleihen anzukaufen, böse bestätigt worden zu sein. Die Entscheidung wird sich vorerst aber positiv auswirken. Auch für Deutschland.

Durch die zunehmende Inflationierung des Euro, werden auch deutsche Produkte im Ausland günstiger werden. Die Nachfrage nach deutschen Produkten wird signifikant steigen. In dieser Situation allerdings wird die Konsequenz sein, dass auch die Löhne und Gehälter im gleichen Maße ansteigen werden. Wahrscheinlich wird sogar ein Mindestlohn eingeführt werden, da er dann vertretbar scheint. Doch der Absturz wird tief sein.

Wer nur auf eine schwache Währung sich konzentriert, und darauf seine Stärke aufbaut, der wird seine qualitativen Stärken vernachlässigen. Der sieht sich nicht mehr gezwungen, in neue Technologien zu investieren, zumindest nicht so stark, wie er es unter Wettbewerbsdruck zu tun hätte. Verbunden mit den steigenden Lohnkostenvorteil und wahrscheinlichen sozialen Versprechungen, wird der Absturz tief sein. Man siehe sich nur Spanien an.

Was Deutschland durch die Entscheidung der EZB jetzt braucht, ist eine Agenda 2020, die uns fit macht für die Zeit, wenn erstmals wieder andere Nationen stärker als wir sein könnten. Wir brauchen die Reform der Sozialversicherungssysteme, die Qualitätssicherung, aber auch einen neuen Unternehmergeist, der unsere Zukunft sichern kann. Was passiert, wenn wir nicht handeln, zeigen uns Griechenland und Spanien.

Weitere Informationen auf: http://www.welt.de/wall-street-journal/article109118673/EZB-wird-Deutschland-zum-Absturz-bringen.html

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